Die Sicht enthüllt die Welt: Buddhismus und Psychotherapie. UK, 2010
Vortrag in der Cambridge Buddhist Society. UK, 11 März 2010
James Low
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Übersetzung von Daniel Beierstettel
Inhalt
Zur Bedeutung des Wortes Sangs-rGye (Tib. für Buddha) 1
Die Sicht des Hinayana. 2
Die Sicht des Mahayana. 5
Die Sicht des Tantra. 6
Die Sicht des Dzogchen. 8
Sangs-rGye im Dzogchen. 9
Ein Zauberberg, Sulfatkristalle und Zuckerwatte. 10
Menschen ernst zu nehmen, ist die schlimmste Beleidigung. 10
Betrachte Dich selbst, und erkenne, wie Du Dich täuschst 11
Wo wir sind, bestimmt, was wir sehen. 13
Die energetische Qualität der Emotionen. 14
Eine ontologische Untersuchung. 15
Zitate
…am Ende der Arbeit kann der von der Übertragung befreite Patient nun erkennen, dass der Therapeut eine ganz gewöhnliche Person ist. Dieser Traum ist vorüber. Das beendet jedoch nicht das Träumen an sich, oder doch? Träume gehen weiter. Du beendest den Traum der Analyse und nimmst vielleicht den Traum des ‚Buddhismus‘ auf. Träume folgen auf Träume, ein jeder erscheint real und echt zu sein. ……Wenn wir keine Agenda haben, lassen wir Vorurteile und Ausgrenzungen abfallen. Falls es keine Selbst-Referenz gibt, keine Bewegung in Richtung seiner eigenen Position, dann kann die Zartheit des Blicks, den man hat, in jede besondere Situation gebracht werden. Du entdeckst, dass Du Dich in einer Situation nach der anderen mit einer sehr außerordentlichen Präzision einfügst. Du erfährst die Frische des sich Beteiligens am Kontext, doch ohne wissen zu müssen, wie dies geschieht. Dies bringt ein Vertrauen in unsere-Freiheit-zu-werden mit sich, was uns noch mehr zu einer Leichtigkeit des Seins öffnet. Die Kontinuität der Präsenz beruht auf keinerlei besonderem Inhaltsmuster.
In der tibetischen Sprache wird diese Erfahrung lhun-drup (Tib.: lhun-grub) genannt. Es ist ein entzückendes Wort. Lhun bedeutet ‚ein Hügel‘ und drup bedeutet ‚machen‘, was darauf verweist, dass sich das Erfahrungsfeld in einem jeden Augenblick völlig ausgebildet präsentiert, wie ein Zauberberg. Der Boden, aus dem es auftaucht, ist ein Grund ohne Rand, Zentrum oder Gegebenheiten, also gibt es nichts, um das herum sich die Dinge formen könnten.
Unsere gewöhnliche Erfahrung ist jedoch nicht dergleichen, denn sie entwickelt sich auf der Grundlage, dass da wirklich etwas ist. Habt Ihr vielleicht, als Ihr in der Schule wissenschaftlich Untersuchungen gemacht habt, Kupfersulfat-Kristalle wachsen lassen? Erst macht man eine starke Kupfersulfat-Lösung und dann hängt man einen kleinen Faden hinein, und allmählich sieht man, wie sich die Kristalle um diese Schnur herum bilden. Oder der Besuch eines Jahrmarkts, auf dem man Zuckerwatte kaufen kann. Es gibt eine große sich drehende Trommel voller gesponnenem Zucker. Der Budenbesitzer nimmt einen Stock, hält ihn in die Trommel, die Zuckerwatte wickelt sich darum, und dann bekommst Du Deine köstliche Gaumenfreude. Dieses Beispiel zeigt uns, wie sich etwas auf der Grundlage von etwas anderem bildet…