Die Knoten Lösen • Article on Psychotherapy
James Low
Deutsch von Heike Drinkuth
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Einige Touristen waren in Irland mit dem Auto auf der Landstraße unterwegs und verfuhren sich. Sie sahen einen Bauern und hielten an, um ihn, den Ortskundigen, nach dem Weg zu fragen. „Bitte, wie kommen wir nach Limerick?” „Nach Limerick? Tja, also wenn ich nach Limerick müsste, würde ich nicht von hier aus losfahren.” Du musst nicht von dort losfahren, wo du bist, das heißt, wo du meinst dich zu befinden (die Ego-Domäne), sondern von dort, wo du wirklich bist: die unveränderliche Dimension des Gewahrseins. Wenn du letztere als Ausgangsposition wählst, ist die Reise sofort beendigt, und du wachst dort auf, wo du immer schon gewesen bist….
Der Geist selbst, reines natürliches Gewahrsein, ist inmitten des Veränderlichen unveränderlich. Nackt unter all der Kleidung, die wir getragen haben, ist unser frisches, unverfälschtes Gewahrsein in jedem Augenblick bereit anzunehmen, was geschieht. Es gibt keine Karte mit Sonderrechten über dieses Terrain; da Gewahrsein selbst kein aktiver Mitspieler in der Welt ist, versucht es weder seinen Weg zu finden, noch seinen Willen durchzusetzen. Das Ego hat hier keinen Anteil, es ist gefangen in der Sorge um sich selbst und der Aufrechterhaltung seiner Karte, seines Regelwerks, seinem Verständnis, wie die Dinge sein sollten.
Veranschaulicht wird dies in der Geschichte der Prokrustes aus dem griechischen Altertum. Prokrustes lebte in einem Haus inmitten einer weiten Ebene, die stetig von Reisenden durchquert wurde. Allabendlich hielt er Ausschau, ob jemand in der Nähe war, rief dann nach ihm und bot Nahrung und Obdach an. Nachdem der Fremde gegessen hatte, wurde ihm ein Bett angeboten, und wenn er dann lag, überprüfte Prokrustes, ob er perfekt hineinpasste. War der Gast zu kurz, wurde er auf einem Gestell gestreckt bis er lang genug war. War er zu lang, schnitt ihm Prokrustes die Füße ab. Wenn unsere Vorstellungen übersteigert sind, müssen wir die Welt angreifen, um sie passend zu machen.
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Einige Touristen waren in Irland mit dem Auto auf der Landstraße unterwegs und verfuhren sich. Sie sahen einen Bauern und hielten an, um ihn, den Ortskundigen, nach dem Weg zu fragen. „Bitte, wie kommen wir nach Limerick?” „Nach Limerick? Tja, also wenn ich nach Limerick müsste, würde ich nicht von hier aus losfahren.” Du musst nicht von dort losfahren, wo du bist, das heißt, wo du meinst dich zu befinden (die Ego-Domäne), sondern von dort, wo du wirklich bist: die unveränderliche Dimension des Gewahrseins. Wenn du letztere als Ausgangsposition wählst, ist die Reise sofort beendigt, und du wachst dort auf, wo du immer schon gewesen bist….
Der Geist selbst, reines natürliches Gewahrsein, ist inmitten des Veränderlichen unveränderlich. Nackt unter all der Kleidung, die wir getragen haben, ist unser frisches, unverfälschtes Gewahrsein in jedem Augenblick bereit anzunehmen, was geschieht. Es gibt keine Karte mit Sonderrechten über dieses Terrain; da Gewahrsein selbst kein aktiver Mitspieler in der Welt ist, versucht es weder seinen Weg zu finden, noch seinen Willen durchzusetzen. Das Ego hat hier keinen Anteil, es ist gefangen in der Sorge um sich selbst und der Aufrechterhaltung seiner Karte, seines Regelwerks, seinem Verständnis, wie die Dinge sein sollten.
Veranschaulicht wird dies in der Geschichte der Prokrustes aus dem griechischen Altertum. Prokrustes lebte in einem Haus inmitten einer weiten Ebene, die stetig von Reisenden durchquert wurde. Allabendlich hielt er Ausschau, ob jemand in der Nähe war, rief dann nach ihm und bot Nahrung und Obdach an. Nachdem der Fremde gegessen hatte, wurde ihm ein Bett angeboten, und wenn er dann lag, überprüfte Prokrustes, ob er perfekt hineinpasste. War der Gast zu kurz, wurde er auf einem Gestell gestreckt bis er lang genug war. War er zu lang, schnitt ihm Prokrustes die Füße ab. Wenn unsere Vorstellungen übersteigert sind, müssen wir die Welt angreifen, um sie passend zu machen.