Überlegungen zu Buddhismus und Psychotherapie • Pomaia 2007

Vorgetragen bei der vom Mindfulness‐Projekt (www.mindproject.com) organisierten
Konferenz „Buddhismus und Psychotherapie“ im Lama Tzong Khapa Institut. Pomaia, Italien. August 2007.

James Low

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Übersetzt von Petra Niehaus
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Vielmehr sind all die Erfahrungen unseres Lebens wie Vögel, die am Himmel fliegen.
Vielleicht gehst du zwischen den wunderbaren Bäumen hier herum und plötzlich erinnerst du dich daran, ein Kind gewesen zu sein, das mit der Großmutter spazieren ging. Das ist ein wunderschöner Vogel; er ist in deinen Geist geflogen und fliegt dann hinaus. Aber Vögel können auf deinen Kopf scheißen. Verfängst du dich in einem Gedanken, kann er anfangen, dich zu zermalmen… Und dann passiert etwas anderes. Dieser wunderschöne trällernde Vogel wurde von einem Aasgeier abgelöst… und dann fliegt auch der vorbei. Alles fliegt davon.
Du kannst ein Jäger sein oder ein Vogel, oder du kannst wie der Himmel sein. Wenn du wie der Himmel bist, wird alles zu dir kommen und alles wird gehen – du kannst die Vögel in ihrem Flug genießen. Oder du kannst wie ein Jäger sein und immer versuchen, die Vögel zu fangen oder zu töten. Das schafft einen dauernden Erregungszustand im Geist, weil wir immer in Habachtstellung sind, immer zum Sprung bereit, und diese anhaftende Haltung verblendet uns für die Schönheit und die Freiheit der Situation. Wenn du allerdings zum Vogel wirst, wirst du erleben, dass ein Jäger kommt und dich kriegt und dann wirst du in der kleinen Schachtel deines Lebens dahin singen. Das heißt jetzt nicht, dass wir in irgendein anderes Land weglaufen sollten. Sogar innerhalb des Käfigs, selbst wenn der Käfig deines Lebens sehr klein ist, gibt es immer noch Raum. Bindest du dich in den Raum ein, erlangst du die volle Freiheit deines Lebens, selbst wenn du sehr eingeengt bist. Aber das ist schwer zu machen, wenn du mit einem Gefühl anfängst, gefangen zu sein. Deswegen streben wir danach, uns so schnell und so leicht es geht, in den Raum einzubinden. Indem wir als Raum ruhen, können wir erkennen, dass der Vogel und der Jäger dieselbe Natur haben; beide sind Gedanken, Identifikationen leer von innewohnender Selbst-Natur.

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