Dzogchen im Normalen Leben. Köln, 2005

Vortrag Mit James Low
Stadtraum in Köln, Deutschland
am Abend des 27. Aprils 2005
Übersetzt von Jutta Kerpen, 2009
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Also haben wir eine Geschichte, oder ein Verständnis, welches uns ein Gefühl für die Kontinuität von wer wir sind, gibt.  In die Geschichte verwoben sind verschieden Aspekte; einige sind glückliche Aspekte, einige sind traurige Aspekte. Einige Menschen hatten eine sehr schwere Kindheit; einige Menschen hatten eine sehr glückliche Kindheit. Einige Menschen hatten eine sehr glückliche Kindheit und das Leben wurde schwierig. Einige Menschen hatten eine Scheißkindheit und das Leben wurde besser. Jedenfalls haben wir alle gute Zeiten, schlechte Zeiten, Hoffnungen, Befürchtungen, Augenblicke, wo wir uns ausgedehnt haben, Augenblicke, die uns eingeengt haben, Ängste, Depressionen usw. erlebt. Diese flüchtigen Augenblicke – flüchtig meint etwas, was vorüber geht, was nicht lange dauert, wie der Regen, der aufs Wasser fällt – diese Moment des Glücks und der Traurigkeit, sie sind da, absolut da, und du kannst sie nicht festhalten, nichts woran du haften bleibst. Wir bleiben an Geschichten haften.
Wir bauen Schicht für Schicht eine große Lasagne von Bedeutungen auf, und wie ihr wisst, ist eine Lasagne schwer verdaulich. Und genau das machen wir mit unserem Leben. Die Geschichten über unsere Existenz schnüren uns ein wie eine Nabelschnur, die sich um ein Baby im Mutterleib wickelt und wir können kaum atmen. So betrachtet ist ein großer Teil unseres Leidens auf die Erfahrung von uns selbst zurückzuführen. Und die Umgebung, in der wir leben, wird durch gewohnheitsmäßige Geschichten, die eine Schieflage oder Verzerrung haben erschaffen, durchlebt und verändert. Dies verhindert viele andere Möglichkeiten, denen wir begegnen könnten. Der Zweck der Meditation besteht darin, den Wahrheitsgehalt dieser Geschichten in Frage zu stellen.  

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